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Routine und ihre Schattenseiten

Landstraße
Je mehr Routine ins Leben kommt, desto größer ist die Bedrohung durch Bore-out.

Leider sind nicht nur unterforderte Verwaltungsbeamte und saturierte Bürger, sondern auch jene Menschen, die in der Routine gefangen sind, in Gefahr, Bore-out zu erleiden. Routine bedeutet, dass eine Beschäftigung nicht mehr herausfordernd ist und damit auch nicht mehr fördert.

 

Wie rasch Routine zum Totengräber von Beziehungen wird, ist bekannt. Routine hat mit Langeweile zu tun. Sie kann sich entwickeln, sobald man etwas so gut beherrscht, dass es einem in Fleisch und Blut übergegangen ist und nicht mehr motivierend wirkt, es einen weder anstrengt noch heraufordert.

 

Alles, was man im Schlaf kann, droht zur Routine zu werden. In Routine gefangen, übersieht man die Unmöglichkeit, zweimal in den gleichen Fluß zu steigen und verkennt damit alles, was das Leben ausmacht: seinen Rhythmus und die Chance jedes neuen Augenblicks. Das ist der Punkt, an dem spirituelle Lehrer sogenanntes Anfängerbewusstsein anregen. Wer in irgendeinem Bereich Meister geworden ist, hat nur die Wahl, im Anfängerbewusstsein weiterzumachen oder sich etwas Neues zu suchen, bei dem er wieder Anfänger sein darf. Sobald in Beruf und Beziehung Routine entsteht, zieht am Horizont die Bore-out-Gefahr auf.

 

Burn-Out-Syndrome bei LehrerInnen, an denen das Krankheitsbild erstmals dokumentiert wurde, haben oft Anteile von Bore-Out. Es erwischt die Betroffenen nicht in den ersten idealistisch Jahren, sondern später, wenn das System Ihnen den Schneid abgekauft hat, wenn sie sich die Zähne an zähen Widerständen ausgebissen und resigniert haben und die Unterrichtsvorbereitung zur Routine geworden ist. Jahraus, jahrein immer dasselbe zu unterrichten mag bequem und einfach sein, aber gesund für die Seele ist es nicht.

 

Natürlich und zum Glück geraten nicht alle Lehrer ins Burn- oder Bore-out. Die Mehrheit dürfte sich von den jeweils neuen Schülern immer wieder neu ansprechen und herausfordern lassen. Für sie wird die jährliche Abwechslung zur Chance, lebendig und gefordert zu bleiben. Wir können für die Lehrerinnen und unsere Gesellschaft nur hoffen, dass der frustrierte Anteil, der im Hinblick auf die Pension nur noch durchhält, nicht zu hoch ist.

 

Grundsätzlich ist klar: Je mehr Routine - egal in welchem Beruf oder in welcher Beziehung - ins Leben kommt, desto größer wird die Bedrohung durch Bore-out. Wenn dazu noch Ärger und Druck auftreten, wie im Lehrerdasein üblich, ist die Unterscheidung zwischen Burn- und Bore-out nicht mehr leicht zu treffen. Das ist aber auch nicht zwingend notwendig, da beides in einen ähnlich deprimierenden Zustand führt und in der Folge in Depression und Seeleninfarkt eskalieren kann. Burn- und Bore-out-Vermeidung sind gleichzeitig immer auch Depressionsvermeidung.

 

So entgegengesetzt Burn- und Bore-out auch wirken mögen, sie drohen nicht nur mit demselben Seeleninfarkt, sie finden ihre (Er-)Lösung auch in zwei gleichen Hauptthemen - sie bilden gleichsam eine Achse um die Frage: "Wie gehe ich mit Zeit um?"

 

 

 

Literatur:

Rüdiger Dahlke: Seeleninfarkt. Zwischen Burn-out und Bore-out, München 2014, Wilhelm Goldman Verlag, ISBN 978-3-442-22044-1

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