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Die 7 Stufen des Burnout

Ein Mann mit Kapuze steht oberhalb einer Küste
Burnout kommt oft unbemerkt - hat aber gravierende gesundheitliche Auswirkungen

Die wesentlichen Aspekte des Burnout-Syndroms lauten: Emotionale Erschöpfung, Depersionalisierung (also Distanzierung von anderen Menschen und ihren Problemen) und reduzierte persönliche Leistungsfähigkeit.

 

In dieser Reihenfolge entwickelt sich nicht selten das Burnout-Syndrom, wobei diese drei Aspekte im Laufe der Entwicklung des Burnouts unterschiedlich gewichtet sein können. Auch ist in verschiedenen Berufssparten die Vermischung dieser drei Kriterien typisch. Die Entwicklung beginnt also mit Erschöpfung, dieser geht nicht selten eine Zeit der Überaktivität und des Überengagements voraus.

 

Wer ausbrennt, muss offenbar auch einmal gebrannt haben. Hyperaktivität, freiwillige unbezahlte Mehrarbeit, Gefühl der Unentbehrlichkeit, Gefühl nie Zeit zu haben, Verleugnung eigener Bedürfnisse, Verdrängung von Misserfolg und Enttäuschung sowie Beschränkung sozialer Kontakte auf Klienten sind mögliche Warnsymptome eines beginnenden Burnouts.

 

Stadium 1: Enthusiasmus und Euphorie

Im ersten idealistischen Stadium herrschen oft Enthusiasmus und Euphorie. Man will es sich und der Welt zeigen, sie erobern und unterwerfen. Solange die Betroffenen für sich Aufstiegschancen und die große Karriere wittern und die Firma von ihrem enormen Engagement profitiert, ist die Welt noch in Ordnung. Man sehnt sich nach Bewährung und Herausforderungen sind mehr als willkommen. So reißen sich die Kandidaten um die stressigsten Aufträge, um die Konkurrenz in den Schatten zu stellen und selbst besonders zu glänzen. Die Identifikation mit Arbeit und Firma ist meist total. Das Gefährliche daran ist, dass aus dem individuellen Interesse, dem individuellen Tatendrang und Leistungswunsch durch erhöhte Erwartungen an sich selbst ein Leistungszwang wird. Das Gefühl, alles selbst machen zu müssen um sich zu beweisen wird immer deutlicher, delegieren wird als zu umständlich und zeitaufwendig, vielleicht auch als unangebracht erlebt, weil es die eigene Unentbehrlichkeit bedrohen könnte.

 

In diesem Stadium delegieren zu üben, auch wenn es schwer fällt, kann rasch die weitere Burnout-Entwicklung stoppen. Ebenfalls  kommt es darauf an, den Umschlagspunkt zwischen Leistungsstreben und Leistungszwang zu erkennen, das individuelle Tempo zu finden und beides aufeinander abzustimmen.

 

Stadium 2:  Stagnation und Resignation

Im Stadium 2 wächst die Gefahr von Stagnation und Resignation. Die Belohnungen auf dem Karrieretrip werden mit der Zeit schal und können für den geleisteten Mehraufwand nicht mehr entschädigen. Selbst Boni verlieren ihren Reiz. Sobald der Enthusiasmus nachlässt, wird auch die Energie geringer und in einer Welt, die auf Zuwächse gepolt ist, geht es jetzt schon bergab. Lediglich die Leistungshöhe zu halten, ist heute längst nicht mehr ausreichend, sondern gilt bereits als Stagnation. Jetzt treten besonders oft Fehlleistungen wie z.B. Unpünktlichkeit, Verwechslung von Terminen und ähnliches auf. Der Wunsch nach Ruhe, Entspannung, angenehmen Sozialkontakten, etc. tritt mehr und mehr in den Hintergrund. Das Gefühl, diese Bedürfnisse gar nicht mehr zu haben, wird deutlicher - dies bezieht sich nicht zuletzt auf sexuelle Bedürfnisse. In diesem Stadium kommt es häufig zu vermehrtem Alkohol-, Nikotin-, Kaffee- aber auch Schlafmittelgenuss, da jetzt Schlafstörungen bestehen können. Bis zu diesem Stadium fühlt man sich meistens nicht nur wohl, sondern sogar ganz besonders wohl, weshalb eine Unterbrechung dieser Entwicklung häufig mit Unbehagen oder mangelnder Tüchtigkeit assoziiert wird.

 

Stadium 3: Enttäuschung

Die Phase der Enttäuschung bahnt sich schon in der Stagnations- und Resignationszeit an. Nun gehen sowohl der Kampf gegen die Überlastung als auch die Aussicht auf den großen Erfolg verloren. Die Hoffnungen werden enttäuscht - die Perspektive hat sich als Illusion erwiesen und Frustration kehrt ein. Jetzt lässt sich die Fassade auch im sozialen Umfeld kaum mehr aufrechterhalten. Beziehungen scheitern - Freundschaften zerbrechen. Die Betreffenden leisten zwar weniger - gewinnen aber trotzdem keine Zeit, weder für nachstehende Menschen, noch für sich selbst. Nach Jahrzehnten werden diejenigen, die noch für ihre Aufgabe brennen, selten. Die Mehrheit ist enttäuscht, frustriert und in Routine erstarrt.

In diesem Stadium trübt sich die Wahrnehmung im Sinne einer Abstumpfung. In Routine Erstarrte, die ihrer Pension entgegenleiden, langweilen sich schrecklich. Sie haben lediglich ein Arrangement gefunden, das das Burnout für andere nicht so deutlich werden lässt. Hierher gehören all jene, die - drastisch gesprochen - schon mit 30 sterben und sich erst mit 80 zu Grabe tragen lassen. Die Prioritäten verschieben sich, soziale Kontakte werden als inadäquat und belastend erlebt, wichtige Ziele im Leben entwertet und umgewertet.

 

Stadium 4:  Zusammenbruch

Dieses Stadium markiert den Punkt, an dem es zum Zusammenbruch kommt. Ist das Maß voll genug, kann beinahe alles zum Auslöser werden - es reicht eine ausgebliebene Beförderung, eine partnerschaftliche Enttäuschung, ein kleiner Unfall oder lediglich eine unerwartete Kritik. 

Die Betroffenen brauchen die Energie für sich selbst und haben doch keine. Nun beginnt die Energiesituation in den Gegenpol umzuschlagen. Galt anfangs das Motto: "Was kostet die Welt?", ist diese jetzt scheinbar nicht mehr zu bewältigen.

Der mögliche Zusammenbruch ergibt sich aus den bisherigen Reaktionen, dem Verdrängen eigener Bedürfnisse und Konflikte. Diese Verdrängung ist in diesem Stadium allerdings bereits lebenswichtig, wenn man noch weiter funktionieren will. Abkapseln von der Umwelt, die auch entwertet wird, Zynismus, aggressive Abwertung, Ungeduld und Intoleranz sind die Kennzeichen dieses Stadiums. Klienten beispielsweise werden als böse, dumm, fordernd, uneinsichtig und undiszipliniert erlebt, jeder Kontakt als unerträglich, jeder neu kommende Klient als Zumutung. Jetzt treten auch erstmals deutliche Leistungseinbußen und körperliche Beschwerden auf. Ratlosigkeit, mangelnde Hilfsbereitschaft, fehlendes Einfühlungsvermögen charakterisieren diesen Umgang mit den unvermeidlich anderen Menschen.

 

Stadium 5: Lethargie - Verlust des Gefühls für die eigene Persönlichkeit

Der Betroffene fühlt sich ausgehöhlt, ausgezehrt, mutlos und leer, erlebt gelegentlich Panikattacken und phobische Zustände, fürchtet sich vor anderen Menschen und Menschenansammlungen. Das Gefühl kommt auf, nicht mehr man selbst zu sein, sondern nur mehr automatisch zu funktionieren. Aus dem ursprünglichen  Überflieger wird ein hilfloses Kind, das zur Belastung jeder Beziehung wird. Ist keine vorhanden, droht der Absturz ins schier Bodenlose. Nun entwickelt sich Lethargie. Man schleppt sich nur noch mühsam dahin, von Mithalten keine Spur mehr; aber völliges Loslassen gelingt auch (noch) nicht.

Das soziale Netz, das uns unterstützt und hält, wird als feindlich, fordernd und überfordernd erlebt. Orientierungs- und Hoffnungslosigkeit sowie Entfremdung prägen das Bild. Alkohol, Medikamente, Drogen, Essen, Sexualität und anderes treten als Ersatzbefriedigungen in den Vordergrund.

 

Stadium 6: Psychosomatische Symptome

Der Körper kann sich gegen das seelische Ungleichgewicht nicht mehr wehren.Nun kann dies bis zu völliger Apathie fortschreiten. Schon in der fünften Phase, aber spätestens auf dieser sechsten Stufe wird sich eine Fülle von psychosomatischen Symptomen zeigen, wie z.B. veränderte Essgewohnheiten und damit Gewichtszu- oder Abnahme, Rückenschmerzen, Kopfschmerzen, Schwindel, Chronische Erkältungen, Herzrhythmusstörungen, Herzrasen, Schweißausbrüche, Panikattacken, Angst vor der Angst, usw.

 

Stadium 7: Burnout

Im letzten Stadium kommt es zur völligen Burnout-Erschöpfung - nichts geht mehr. Geistige, körperliche und emotionale Erschöpfung, besondere Infektanfälligkeit, Gefahr von Herz-, Kreislauf- oder Magen-Darmerkrankungen stehen im Vordergrund. Insgesamt gesehen ist dies das Vollbild der klassischen Veränderungskrise, weshalb kriseninterventionistische Maßnahmen mit raschem Beginn, hoher Aktivität des Helfers, Methodenvielfalt, Einbeziehung der Umwelt, multiprofessionaler Zusammenarbeit und Fokus auf dem aktuellen Problem im Vordergrund stehen. Im Burnout beherrscht Depression die Befindlichkeit, zusammen mit Verzweiflung, Erschöpfung und Herabgestimmtheit. Innere schmerzhafte Gefühle wechseln sich ab mit Abgestorbensein und Suizidgedanken können auftreten. In diesem Fall bedarf es auch suizidpräventiver Maßnahmen, die verkürzt gesagt primär auf dem Errichten einer Beziehung und auf dem vorurteilslosen Gespräch über Suizidgedanken sowie deren Hintergründe basieren.

Das Zusammenleben mit einem Menschen mit Burnout ist schwer und belastend. Es ist daher verständlich, dass auch die Beziehung erheblich leiden wird. Dies wird durch die Rückzugstendenzen des Menschen im Burnout noch besonders gefördert.

 

Jetzt entscheidet sich alles Weitere, vor allem geht es nun um die Perspektive. Erholungsmöglichkeiten bietet die etablierte Burnout-Industrie in entsprechenden Sanatorien. Wesentlich wichtiger als jede äußere Maßnahme sind jedoch die Entscheidung für ein neues, anderes Leben und der Ausstieg von alten Mustern. Es ist nicht damit getan, dem Süchtigen sein Suchtmittel wegzunehmen - er muss sich vielmehr neu orientieren und sein Leben neu ordnen, andere Schwerpunkte finden und sich neu positionieren.

 

 

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Quelle:

Seeleninfarkt: Zwischen Burn-out und Bore-out - Dr. Rüdiger Dahlke

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